Worzu dienet das Studieren
Als zu lauter Ungemach?
Unter dessen läuft die Bach
Unsers Lebens, das wir führen,
ehe wir es inne werden,
Auf ihr letztes Ende hin;
Dann kömpt ohne Geist und Sinn
Diese alles in die Erden.
(Martin Opitz 1633)
Mit lindem Hauch der Westwind weht,
Die Sonne warm am Himmel steht,
Und ob dem Feld in blauer Luft
Der Ackerkrume würzger Duft.
Es kam der Lenz in Herrlichkeit,
Er trägt sein festlich buntes Kleid,
Nun sprießen neu das Laub im Wald,
Der Wiese Blume mannigfalt.
Mein Begehr und Wille ist in der Kneipe sterben,
Wo mir Bier die Lippen netzt, bis sie sich entfärben!
Aller Engel Jubelchor wird dann für mich werben:
Laß den wackern Zechkompan, Herr, dein reich ererben.
(P.v.Winterfeld)
Frau Nachtigall
Es stet ein lind in jenem tal,
darauf da sitz Frau Nachtigall.
Frau Nachtigall, kleins Walvögelein,
du fleugst den grünen wald aus und ein.
Ich wolt, du soltst mein bote sein
Und farn zur herzallerliebsten mein!
Frau Nachtigall schwang ihr Gefieder aus,
sie schwang sich für ein goldschmieds haus.
Ach goldschmied lieber goldschmied mein,
mach mir von gold ein ringelein.
Und da das ringlein war bereit,
groß arbeit war daran geleit.
Frau Nachtigal schwang ihr gefider aus,
sie schwang sich für ein goldschmieds haus.
Da sie kam für des burgers haus,
da luget das meidlein zum fenster aus.
Gott grüß euch jungfrau hübsch und fein!
Da schenk ich euch ein ringelein.
Was schenkt sie dem burschen wieder?
Ein busch mit kranischfedern.
Die federn waren wohl bereit:
es soll sie tragen ein stolzer leib.